Vom 7. Juni bis zum 26. August 2012 war in der Kulturkirche St. Stephani Bremen
die Ausstellung nachkriegskirchenkunstästhetik: lettow zu sehen. Sie wurde von dem Team des Gerhard-Marcks-Hauses, dem Bildhauermuseum für den Norden in Bremen, tatkräftig unterstützt, von Direktor Dr. Arie Hartog konzipiert, von der Kunsthistorikerin Rebekka Schwiddessen kuratiert und durch den Projektleiter der Kulturkirche Pastor Achim Kunze und seinem Team ermöglicht.
Zur Vernissage waren von weither ca. 300 Gäste angereist. Aus vielen Orten wo sich Lettows Werke befinden kamen Kunstfreunde und Historiker, Gemeindemitglieder, Freunde und Interessierte. Etliche Betagte hatten Kurt Lettow zu Lebzeiten gekannt und gemeinsam gedachte man seiner Persönlichkeit, seiner Werke und einer Zeitepoche, die in Gefahr ist in Vergessenheit zu geraten.
Zusammenfassung der Komentare zur Ausstellung von Rebekka Schwiddessen
Die Ausstellung widmet sich dem Werk des Bremer Bildhauers Kurt Lettow. Sieben Originalwerke zeigen einen Überblick über die verschiedenen Werkphasen von 1931 bis 1964. Neben diesen Werken sind zahlreiche Modelle und Arbeitsmodelle aus Gips ausgestellt, die die Entwicklung des Bildhauers über fünf Jahrzehnte widerspiegeln. |
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Einen ungewöhnlichen Einblick in die Entstehung dieses Werks erlauben die ausgestellten Gipsmodelle. Im Nachlass von Kurt Lettow befinden sich nahezu alle geschaffenen Werke in Modellform. Diese zeigen unterschiedlichste Phasen: erste Entwürfe, die sich mit Fragen zu Komposition, Proportion und dem Raumkontext beschäftigen, oder Modelle, die mittels einer Punktiermaschine in Holz oder Stein übertragen wurden. Fotos, Skizzen und viele weitere Dokumente vermitteln den Weg vom Auftrag bis zur Vollendung eines Werks und einen Eindruck von den Umständen in denen Lettow arbeitete.
In den Dreißiger Jahren experimentiert Lettow mit verschiedenen Formen und Motiven und arbeitet sowohl naturalistisch, als auch expressiv. Ab 1933 ist ihm das freie Schaffen untersagt.
Typisch für die Zeit nach dem Krieg sind die vergrößerten Köpfe und die ausdrucksstarken großen Augen ohne Iris und Pupille. Die Figuren und ihre Attribute sind einerseits detailliert und dennoch in einer vereinfachten Formensprache dargestellt. Diese Darstellungsweise verfolgt Lettow bis in die Mitte der Fünfziger Jahre.
Ob in Keramik, Holz, Stein oder in Emaille, ob Sgraffito, Vollplastik oder Relief behält Lettow seinen Stil bis Ende der Fünfziger Jahre bei. Die Modelle zeigen wie nach und nach erzählerische Details weichen und die Figuren für sich stehen.
Die Werke der Sechziger Jahre stehen für den Beginn einer neuen Werkphase. Die Figuren erklären sich allein durch ihre Haltung, ihre Mimik und ihre Gestik. Die vergrößerten Augen werden durch einfache Kreise ersetzt, die Silhouetten bleiben schlank, jedoch wird der Kopf proportional an diese angepasst. Die reduzierte Formensprache zeichnet sich durch schlichte Konturen und eine einfache Binnenstruktur aus.
Das Spätwerk zeugt von einem Bildhauer, dem es gelingt, die gesamte inhaltliche Ebene der Figuren in ihre Haltung und die Formensprache zu legen.
Lettow steht für eine Generation von Künstlern, die in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geriet. |
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